Wir sind eher durch Zufall auf den Windhund gekommen. Im Familienkreis wurden Galgos adoptiert, zuerst konnten wir mit dieser Art Hund wenig anfangen. Zu dünn, zu ruhig, zu schüchtern, das kannten wir so von keinen anderen Hund. Wir begleiteten meine Schwägerin hin und wieder zur Reithalle, da durften die Galgos richtig Gas geben. Wir waren fasziniert und auch bald infiziert.
Das sanfte und liebe Wesen dieser Rasse hatte uns dann ganz schnell gefangen genommen. Eines Tages war auch eine Bekannte mit ihrer Galga und einem Pflegehund in der Reithalle dabei. Alice, wir waren begeistert. Scherzhaft nannten wir sie immer ein Border Collie im Galga Kostüm. Alice war eine ganz wilde Maus, wollte Kunststücke lernen, bellte, machte viel Blödsinn im Haus. Die Entscheidung war schnell gefallen, Alice gehörte zu uns. Keine zwei Jahre später entschieden wir uns, eine zweiten Hund zu adoptieren.
Im Internet entdeckten wir einen Greyhound, wir waren sofort verliebt.
Beim Great-Global-Greyhound-Walk mit dem Verein Pro Greyhound, lernten wir zum ersten mal Scotty live kennen. Ein wunderschöner grauer (blau) Greyhound, bildhübsches Gesicht, nicht ängstlich sondern aufgeschlossen und neugierig. Keiner wollte ihn haben. Warum? Scotty hat PRA, Progressive Retinaatrophie. Bei dieser vererblichen Krankheit löst sich die Netzhaut ab und führt zur völligen Erblindung. Nicht heilbar.
Mit Alice verstand er sich prima, doch leider erkrankte Alice an Leishmaniose kurz nachdem Scotty bei uns war. Keine 4 Monate später musste sie leider über die Regenbogenbrücke gehen.
Viele Menschen möchten einen perfekten Hund, so funktioniert Tierschutz aber nicht. Wir haben uns ganz bewusst für Scotty entschieden, weil auch Hunde mit Handicap ein schönes Leben verdient haben. Scotty hat zur Zeit auf einem Auge noch 10% Sehkraft. Wir haben ihn ganz behutsam seiner neuen Umgebung vorgestellt. Man muss lernen die Möbel nicht zu versetzen, also Stühle immer an den Tisch schieben, den Staubsauger nicht im Flur stehen lassen, keine Schubladen offen lassen usw. Alles sollte seinen festen Platz haben, aber das ist auch für uns prima, so muss man immer ordentlich sein, grins. Er hat sich in kürzester Zeit eingewöhnt. Wenn wir spazieren gehen, läuft Scotty immer vorne weg. Auch bei einem Gruppenspaziergang übernimmt der blinde Hund immer die Führung. Fremde Leute wollen gar nicht glauben, das er fast blind ist.
Scotty ist auch der freundlichste Hund. Er freut sich über jeden neuen Menschen, alle werden freudig begrüßt. Begegnungen mit fremden Hunden sind in der Regel auch sehr entspannt. Scotty besteht nur aus Liebe.
Über Tag, wenn wir arbeiten müssen, ist er bei seinen „ Cousins“ Jackson und Cooper. Die Drei verstehen sich hervorragend, was unter Windhunden keine Seltenheit ist. Auch in dieser Umgebung kennt er sich gut aus und meistert seinen Alltag ohne Probleme.
Alle 6 Monate muss er zum Augenarzt um den Augendruck zu messen, mehr ist nicht nötig.
Ich glaube, das wir Menschen mehr Probleme mit dem Handicap eines Hundes haben, als der Hund selbst. Viele Hunde können ein fast normales Leben führen und genießen ihre Zeit mit der Familie.
Wir würden jeden empfehlen, sich auf einen blinden Hund einzulassen.
Windhunde sind Jagdhunde, mit einem blinden Windhund kann man in wildreichen Gebieten total entspannt spazieren gehen, ohne Gefahr zu laufen das der Hund ausrastet, wenn ein Hase oder Reh den Weg kreuzt. Auch wenn man zum Beispiel selbst nicht so gerne und lange spazieren geht, sollte man vielleicht einen dreibeinigen Hund eine Chance geben. Vielleicht passt ein Handicap Hund genau in die eigene Lebenssituation, man hat nur noch nicht darüber nachgedacht...
Vielleicht konnte ich mit meinen kleinen Bericht dich dazu anregen, einen besonderen Hund die Chance zu geben.
Es würde mich so sehr freuen!
Herzlichen Dank an Bianca B.