Mobbing im Freilauf 

Bei Jagd- und Windhunden entsteht Mobbing häufig aus einem Rennspiel heraus, vor allem, wenn zu dritt oder mehr Hunden gespielt wird. Der Adrenalinspiegel steigt, die Hunde verfallen aus spielerischem Hetzspiel in ihr Jagdverhalten. Sie rammen den unterlegenen Hund, packen ihn im Nacken oder bedrängen ihn, knuffen und zwicken ihn die ganze Zeit während das Opfer versucht, sich zu wehren und zu entkommen.

An dieser Stelle möchte ich deutlich klar stellen, Windhunde sind keine Mobbingfans und Mobbing ist unter ihnen ganz bestimmt kein "Rassemerkmal". Bei jedem Hund, dessen Vorgeschichte wir nicht wissen und damit seine Sozialisierung nicht kennen, kann Mobbing vorkommen. Wenn ich Defizite im Sozialverhalten bei meinen neuen Ankömmlingen bemerke, lasse ich sie nicht einfach in den Freilauf - zuerst wird an der richtigen Sozialisierung gearbeitet.


Wenn tatsächlich gemobbt wird, muss der Halter bereits im Ansatz eingreifen!


Mobbing ist das Gegenteil von gutem Sozialverhalten und der Mensch sollte das nicht zulassen.

Auch wenn du einen Hund mit gutem Sozialverhalten hast, kann es sein, dass er mitten in einem Spiel plötzlich immer überreizter und aufgedrehter wird. Hole ihn sofort aus dem Spiel heraus und gehe mit ihm in aller Ruhe eine Runde - genauso, wenn dein Hund ein Mobbing-Opfer ist.


Kümmert euch nicht um die "Ratschläge" von anderen:

"Das regeln die schon von alleine."

Dein Hund regelt auch sonst nichts alleine... du regelst alles für ihn!

Wenn du ihn in einem solchen Fall allein lässt und ihn nicht beschützt, versagst du in deiner Rolle als Anführer und Beschützer.

Eine Begegnung mit vielen Hunden will geübt werden. Daher nehme dir viel Zeit und Ruhe, bevor du deinen Hund einfach ableinst.  Hast du dir schon mal die Frage gestellt, ob du in der Lage bist das Sozialverhalten deines Hundes beurteilen zu können? Es ist wichtig beurteilen zu können, wie die Körpersprache und das Sozialverhalten deines Hundes ist. In meiner langjährigen Erfahrung habe ich mehr nicht (!) sozialisierte Menschen kennengelernt, als Hunde. Das Fehlverhalten lag meist beim Mensch und nicht beim Hund. 


Wenn dein Hund aufgrund schlechter Kinderstube gar nicht "normal" spielen kann, meide Hundeansammlungen wie Hundewiesen oder Hundeausläufe, wo die Hunde sich bereits in hoch erregtem Zustand begegnen, sondern mache ruhige, entspannte und vor allem reizarme Spaziergänge alleine oder mit höchstens einem anderen Hund. 

Leider haben die wenigsten einen Auslauf für Windhunde in ihrer Nähe, wo man sich unter Windhundfreunden austauschen kann und die Wahrscheinlichkeit beim Spazierengehen einen Windhund zu begegnen, ist immer noch relativ gering.


Eine gute Alternative zu Freiläufen sind Reithallen. Wir haben unseren Hunden je nach Alter 1 bis 3 Mal die Woche für eine halbe Stunde eine Reithalle in der Nähe angemietet. Die Windhunde bekommen hier die Gelegenheit ihrer Passion zu folgen und ausgiebig auf gutem Boden zu rennen. Frei von Gefahren!


Fazit: Sobald dein Hund etwas macht, was er nicht tun soll, hole ihn aus der Situation heraus und beende seine Aktion!


Wenn du einen Windhund adoptierst, dann lerne ihn auch erst einmal vernünftig kennen (Stichwort Körpersprache und Sozialisierung) und baue die Basis für eine vertrauensvolle Bindung auf, bevor du darüber nachdenkst, ihn in einen Hundeauslauf rennen zu lassen. 

Welpen oder unkoordinierte Junghunde sind unerfahren und besonders gefährdete Opfer für Mobbing und Hetzjagden. Ein negatives Erlebnis als Opfer einer Hetzjagd oder Mobbingattacke reicht aus, um ihn für lange Zeit zu traumatisieren.

Für die "Täter" ist es ein selbst belohnendes Verhalten, dass macht ihnen richtig Spaß und dein Hund wird dies immer und immer wieder tun.


Und für die Zuschauer unter den Hunden, denkt daran, Hunde gucken sich das Verhalten anderer gerne voneinander ab und schneller als du es glaubst, mobbt dein eigener Hund mit.

Du trägst die Verantwortung jederzeit für deinen Hund. Es gibt Hunde die unverträglich mit Artgenossen sind, Einzelgänger oder die isoliert aufgewachsen sind oder ganz im Gegenteil sich in Zuchtanlagen von klein auf behaupten mussten, wo das Gesetz des Stärkeren galt. Gerade bei der traurigen Geschichte der Windhunde als Nutztiere in der Wettindustrie, als Rennmaschine und als Jagdinstrument kann man nicht von einer guten Kinderstube ausgehen.


Freiläufe sind nicht für jeden der Hunde das Richtige! Ich sehe sie lediglich, falls sie in Frage kommen, als eine zusätzliche Aktion, doch sie ersetzen in keiner Weise die Erziehung des Hundes und die Abwechslung bei Spaziergängen. Alle meine Hunde haben sich nach mehreren Wochen gelangweilt und sich kaum noch bewegt. Bevor sie dann auf dumme Gedanken kommen wie Mobbing und Hetzjagd, lass ich es einfach sein mit dem Auslauf. 

Wanderungen mit Picknickpausen inklusive Decke (!) sind dann sehr zu empfehlen.


Ach ja! Wenn du denkst ein Windhund will und muss rennen, hast du noch viel über Windhunde zu lernen.


Text: Tina Hartmann