Die Greyhound-Industrie in Irland und England – Auswirkungen auf die globale Renn- und Wettlandschaft
Die kommerzielle Windhundindustrie in Irland und England ist ein milliardenschweres Geschäft, das zwischen gesellschaftlichem Event und Hochleistungssport angesiedelt ist. Kontrolliert wird sie von zwei mächtigen Organisationen:
- Greyhound Racing Ireland (GRI) in der Republik Irland
- Greyhound Board of Great Britain (GBGB) im Vereinigten Königreich
Beide Institutionen agieren unter staatlich gewährter Selbstregulierung. In Nordirland übernimmt der Irish Coursing Club die Kontrolle über die Rennindustrie.
Windhunde als „Nutztiere“ statt Haustiere
In Irland und England gelten Greyhounds und Lurcher traditionell nicht als Haustiere, sondern als Nutztiere. Noch vor wenigen Jahrzehnten war es in Irland gesetzlich untersagt, Greyhounds im Haus zu halten – sie waren ausschließlich für Zwingeranlagen vorgesehen. Diese Haltung prägt bis heute die gesellschaftliche Wahrnehmung und den Umgang mit den Tieren.
Online-Wetten: Milliardenumsätze trotz sinkender Zuschauerzahlen
Obwohl die physischen Zuschauerzahlen auf den Rennbahnen stark rückläufig sind, erlebt der Windhundsport online einen nie dagewesenen Boom. Buchmacher haben diese Entwicklung aktiv vorangetrieben:
- In England werden jährlich über £2,6 Milliarden auf rund 70.000 Rennen gesetzt.
- In Irland betrug der Spieleinsatz im Jahr 2020 1,36 Milliarden Euro – bei nur 5 Millionen Einwohnern.
Wetten sind sowohl auf kommerziellen Rennbahnen als auch auf sogenannten Flapping Tracks (nicht offiziell lizenzierte Bahnen) legal.
Globaler Wettmarkt: Livestreams aus Irland und England für Asien
Windhundrennen gelten in asiatischen Ländern wie China als begehrtes Wettprodukt – vergleichbar mit Pferderennen. Der internationale Online-Glücksspielmarkt wächst rasant, insbesondere durch sogenannte Remote-Wettmärkte, die Livestreams aus Ländern wie Aserbaidschan, Irland und England übertragen.
Unternehmen wie die Arena Racing Company (ARC) und der Anbieter Coral besitzen mittlerweile eigene Rennbahnen und sichern sich exklusive Medienrechte für den globalen Wettmarkt.
Subventionen trotz sinkendem öffentlichen Interesse
Der Aufkauf von Rennbahnen durch Online-Buchmacher zeigt: Die Industrie investiert gezielt in Streaming-Infrastruktur, während das öffentliche Interesse am Windhundrennen in der Bevölkerung selbst weiter abnimmt.
Trotzdem bewilligen Regierungen regelmäßig Millionenzuschüsse zur Modernisierung der Stadien – ein besorgniserregender Trend, der die wirtschaftliche Macht der Wettindustrie unterstreicht.
Milliardenumsätze, Subventionen und systematisches Tierleid
Die kommerzielle Windhundindustrie in Irland und England ist ein lukratives Geschäft – für Buchmacher, Züchter und Regierungen. Laut aktuellen Schätzungen erzielen Buchmacher jährlich über 250 Millionen Pfund mit Greyhound-Wetten, während die britische Staatskasse lediglich 60.000 Pfund davon profitiert. Dennoch wird die Branche staatlich subventioniert – mit dem Argument, Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft zu sichern.
Millionen aus Steuergeldern für eine umstrittene Industrie
In Irland fließen jährlich Millionen Euro aus dem Landwirtschaftsministerium an die Greyhound Racing Ireland (GRI):
- 2020: 16,8 Mio. €
- 2021 & 2022: jeweils 17,6 Mio. €
- 2025: 19,8 Mio. € – trotz massiver öffentlicher Ablehnung
Massenzucht, Export und systematische Tötung
Irland gilt als Zentrum der Greyhound-Zucht. Jährlich werden dort rund 50.000 Windhunde für die Rennindustrie produziert. Über 80 % der in England eingesetzten Greyhounds stammen aus Irland. Die selektive Zucht führt zu einer hohen „Ausschussquote“: Bis zu 12.000 Welpen werden jährlich getötet, weil sie nicht den Anforderungen entsprechen – die Dunkelziffer ist unbekannt.
Die überlebenden Hunde verbringen ihr Leben meist in Käfigen, tragen 95 % ihrer Zeit einen Maulkorb, und werden nur für Rennen herausgelassen. Verletzungen, Hitzschläge, Herzinfarkte und Todesfälle sind Teil des Systems. Tierärztliche Versorgung bleibt die Ausnahme.
- Fixierung an Bahnschienen
- Erschlagen und Entsorgung in Gruben
- Verwendung als Köder in der Fischereiindustrie In der Nähe der Rennbahn Newbridge wurden im Moor Schädel und Knochen von Greyhounds gefunden – ein Hinweis auf systematische Entsorgung.
Entsorgung nach dem Rennen: Outsourcing des Todes
Greyhounds, die nicht mehr gebraucht werden, landen oft in Tötungsstationen oder werden ins Ausland exportiert. In Irland ist es gängige Praxis, Hunde für 10 Euro beim Schlachter mit Bolzenschussgerät zu töten – ein Vorgang, den die Industrie zynisch als „Outsourcing“ bezeichnet. Alternativ werden Hunde mit Benzin oder Luft in die Blutbahn getötet – ein qualvoller, minutenlanger Todeskampf. Weitere dokumentierte Methoden:
Doping und mangelnde Kontrolle
Ein Artikel der Sunday Times vom 19.09.2021 bringt es auf den Punkt:
„Das einzig Positive an Greyhoundrennen sind die Drogentests.“
Trainer und Besitzer setzen auf Kokain, Amphetamine und Schmerzmittel, um die Leistung zu steigern. Doch 94 % der Hunde werden vor Rennen nicht getestet – ein Versäumnis, das staatliche Reaktionen verhindert.
Fazit: Die Greyhound-Industrie ist ein Paradebeispiel dafür, wie wirtschaftliche Interessen systematisches Tierleid legitimieren. Trotz sinkender gesellschaftlicher Akzeptanz und wachsender Kritik fließen weiterhin Millionen an Subventionen – während tausende Windhunde leiden, sterben oder spurlos verschwinden.
Wenn ihr mehr über das Schicksal der Greyhounds in Irland erfahren möchtet, schaut euch bitte auf YouTube die Dokumentation von RTE an "Greyhounds Running for Their Lives" (unter Menüpunkt Rennbahnen weltweit zu finden)
Auch die beiden Animationsfilme von unserem Kooperationspartner Caged Nationwide zeigen deutlich das Schicksal der Windhunde in der Rennindustrie: